Notfall-
verhütung: Umfrage
offenbart Wissenslücken

Jun 18 · 6 Min.
YOUGOV-Umfrage 2024
Jun 18 · 6 Min.

Zu wenige kennen die Pille danach als Notfallverhütungsmethode zur Verhinderung einer ungeplanten Schwangerschaft

 

Das hat eine aktuelle Umfrage von YouGov zum Thema Notfallverhütung gezeigt. In der repräsentativen Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts wurden 2.036 Personen zu den Themen Aufklärung und Notfallverhütung befragt – mit ernüchternden Ergebnissen.

Es herrschen immer noch große Wissenslücken, wenn es um Notfallverhütung geht. Dies kann für Frauen nach einer Verhütungspanne weitreichende Konsequenzen haben, denn die Pille danach kann bei rechtzeitiger Einnahme eine ungeplante Schwangerschaft verhindern.

Umso erschreckender sind die Ergebnisse der Umfrage: Ungestützt ist die Pille danach nur bei 29 % der Befragten als Methode bekannt, um nach ungeschütztem Verkehr oder einer Panne eine ungewollte Schwangerschaft zu verhindern. Zudem herrscht gefährliches Halb- bzw. Unwissen über die Wirkung. Fast die Hälfte (49 %) aller Befragten glaubt, dass die Pille danach die Abstoßung der befruchteten Eizelle bewirkt und hält sie somit für eine Art Abtreibungspille. Richtig ist jedoch, dass es sich bei der Pille danach nicht um eine frühzeitige Abtreibung handelt, sondern diese Methode lediglich den Eisprung um 3-5 Tage nach hinten verschiebt.

Nicht verwunderlich also, dass 68 % der Teilnehmer:innen glauben, es stehe in Deutschland schlecht um die Aufklärung zur Verhinderung ungeplanter Schwangerschaften. Eine besorgniserregende Zahl, denn bereits 2022 ist die Anzahl an Schwangerschaftsabbrüchen im Vergleich zum Vorjahr um 9,9 % gestiegen 1. Im dritten Quartal 2023 wurden in Deutschland rund 26.600 Schwangerschaftsabbrüche gemeldet – das waren 0,7 % mehr als im dritten Quartal 2022 2. Damit flachte der Anstieg im Vorjahresvergleich zwar etwas ab, die Anzahl an Schwangerschaftsabbrüchen bleibt aber auf einem hohen Niveau. Insgesamt wurden 2023 in Deutschland über 100.000 Schwangerschaftsabbrüche gemeldet.

Ungeplante Schwangerschaften bedeuten hohe psychische und physische Belastungen für die Betroffenen. Eine höhere Aufklärungsrate über sichere und effektive Optionen zur Verhinderung ungeplanter Schwangerschaften kann dazu beitragen, dass weniger Frauen in diese belastende Situation geraten.

1

Statistisches Bundesamt. 2023. Anzahl der Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland nach rechtlicher Begründung. Aufgerufen am 19.03.2024.
Verfügbar unter:
https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Schwangerschaftsabbrueche/Tabellen/03-schwangerschaftsabbr-rechtliche-begruendung-schwangerschaftsdauer_zvab2012.html.

2

Statistisches Bundesamt. 2023. 0,7 % mehr Schwangerschaftsabbrüche im 3. Quartal 2023 als im Vorjahresquartal. Abgerufen am 25.03.2024.
Verfügbar unter:
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/12/PD23_479_233.html.

Das Werbeverbot für Notfallverhütungsmittel erschwert die Kommunikation und Aufklärung. Doch ist das Werbeverbot noch zeitgemäß? Die Umfrage-Ergebnisse offenbaren erhebliche Wissensdefizite und unterstreichen den Bedarf nach einer barrierefreien Aufklärung über Notfallverhütungsmittel.

Ihr wollt mehr über die Ergebnisse erfahren? Dann lest hier direkt weiter und teilt diese mit Euren Freund:innen!

 

Wie steht es um die Aufklärung?

Menschen wollen informierte Entscheidungen über ihre reproduktive Gesundheit treffen. Und hierfür informieren sie sich zunehmend selbst: Ein beachtlicher Teil (38 %) gibt an, dass ihre Aufklärung über Verhütung auf Eigeninitiative stattfindet.

Die Aufklärung über Verhütung findet bei Frauen erwartungsgemäß auch häufig in der gynäkologischen Praxis statt. Wohingegen Männer bei der ärztlichen Aufklärung auf der Strecke bleiben – dabei sollten sie im besten Fall ebenfalls in das Thema Verhütung involviert werden, denn schließlich sollte es nicht in der alleinigen Verantwortung der Frauen liegen, eine ungeplante Schwangerschaft zu verhindern.

Grafik über Aufklärung über Verhütung

Man erkennt: Es ist noch viel Luft nach oben, wenn 41 % aller Befragten finden, dass in Deutschland eher schlecht oder sehr schlecht über das Thema Verhinderung einer ungeplanten Schwangerschaft aufgeklärt wird.

Nach einer Verhütungspanne kann man die Pille danach einnehmen – wenn man sie kennt!

Welche Methoden sind zur Verhinderung einer ungeplanten Schwangerschaft nach einer Verhütungspanne oder ungeschütztem Geschlechtsverkehr bekannt? Nur 29 % der Befragten können die Pille danach als Methode zur Verhinderung einer ungeplanten Schwangerschaft nennen, wenn nicht verhütet wurde oder die Verhütungsmethode versagt hat. Gut ein Drittel der Befragten (34 %) gibt gar keine Antwort auf diese Frage.

Grafik überPille danach als Methode zur Verhinderung einer ungeplanten Schwangerschaft

Kritisch: Es kursieren Mythen und Halbwissen um die Pille danach

Notfallkontrazeptiva können ungeplante Schwangerschaften verhindern, bevor sie entstehen. Auf Grund des guten Sicherheitsprofils und um Frauen den Zugang zu erleichtern, hat die EU-Kommission sie 2015 aus der Verschreibungspflicht entlassen. Trotzdem steht knapp ein Fünftel der Befragten der Pille danach negativ gegenüber. Die Gründe sind hierbei vor allem auf Annahmen über die Wirkweise zurückzuführen: 14 % der negativ eingestellten Personen haben Angst vor Nebenwirkungen, 8 % geben an, sie für gesundheitsschädlich zu halten und 4 % haben moralische Bedenken.

Doch was ist über die Wirkweise der Pille danach bekannt? Zu wenig!

Grafik über die Auswirkung von der Pille danach auf den Eisprung.

Fast jede:r Zweite glaubt, dass die Einnahme der Pille danach eine Abstoßung der befruchteten Eizelle bewirkt. Lediglich 10 % konnten die Wissensfrage korrekt beantworten. Dabei ist die Pille danach keine Abtreibungspille und nimmt zudem auch keinen Einfluss auf bestehende Schwangerschaften.

Besonders für Menschen mit einem niedrigen Bildungsstand bestehen Aufklärungsbarrieren – je niedriger der angegebene Bildungsstand, desto schlechter fühlen sich die Befragten über die Wirkweise der Pille danach informiert. Fatal, denn Fehlannahmen über die Pille danach können dazu beitragen, dass in Notsituationen von einem Gebrauch abgesehen wird.

Erfahrt mehr darüber, warum die Pille danach keine Abtreibung bewirkt und welche Mythen noch existieren.

Kein Missbrauch der Pille danach

Das Werbeverbot fußt u.a. auf der Sorge vor der Gefahr eines Missbrauchs, z.B. durch Verwendung als regelmäßiges Verhütungsmittel, wenn für Notfallverhütungsmittel geworben würde. Diese Kritik unterstellt den betroffenen Frauen einen unachtsamen Umgang mit ihrer Gesundheit und hormoneller Verhütung. Zahlen belegen, dass dies nichts mit der Realität zu tun hat. Kaum jemand (weniger als 10 % der Befragten) würden die Pille danach als regelmäßiges Verhütungsmittel in Betracht ziehen. Und auch hier wäre es zielführender, eher mehr Aufklärung über Verhütung zu fördern, als die Kommunikation zu Notfallverhütung zu beschränken.

Die Botschaft ist klar: Aufklärung ohne Grenzen!

Grafik zu Umfrage über die Information über die Pille danach

Ihr wünscht Euch auch eine proaktive Aufklärung rund um Notfallverhütung?

Dann setzt Euch mit uns für eine uneingeschränkte Kommunikation über Notfallverhütungsmittel und die Streichung des Werbeverbots ein und teilt diese Kampagne unter dem Hashtag #nurwennichesweiss!