Die Selbstbestimmung über den eigenen Körper ist ein grundlegendes Menschenrecht, doch diese Freiheit ist heute auch in Deutschland noch immer eingeschränkt. Ein wichtiger Schritt hierzu wurde in 2015 vorgenommen, als die Pille danach aus der Rezeptpflicht entlassen wurde. Dennoch wurde gleichzeitig das Werbeverbot implementiert – dieses macht die Pille danach zu einer absoluten Ausnahme unter freiverkäuflichen Arzneimitteln. Ein unzeitgemäßes Gesetz, welches geändert werden muss, um die Selbstbestimmung der Frauen durch Informationsfreiheit zu stärken.
Unter der Initiative #nurwennichesweiss hat sich eine Interessengemeinschaft mit Unterstützer:innen wie Frauen100, Terre des Femmes, Centre for Feminist Foreign Policy (CFFP) und Ärztliche Gesellschaft zur Gesundheitsförderung e.V. (ÄGGF) gebildet, die sich gemeinsam für die Aufhebung des Werbeverbots einsetzt. Wir wenden uns nun direkt an die Bundesregierung, um unser Ziel zu erreichen. Es ist Zeit zu handeln. Setzen wir uns gemeinsam dafür ein!
Sehr geehrte Frau Bundesministerin Paus,
sehr geehrter Herr Bundesminister Lauterbach,
sehr geehrte Abgeordnete des Deutschen Bundestages,
Das Recht auf Freiheit und Selbstbestimmung ist eine der größten Errungenschaften westlicher Demokratien. Allerdings gibt es auch heute noch Gesetze, die verhindern, dass Frauen selbstbestimmt über ihren Körper entscheiden dürfen. Das Werbeverbot der Pille danach fällt genau in diese Kategorie, denn es greift in den hochsensiblen Bereich der Verhütung und Reproduktion ein.
Der Halbsatz des §10 Abs. 2 Heilmittelwerbegesetz (HWG), der im Zuge der Entlassung von Notfallkontrazeptiva aus der Rezeptpflicht eingeführt wurde, fördert die Stigmatisierung der Pille danach und führt zu einem geringen Wissensstand und Fehlinformationen in der Gesellschaft.
Für ein Arzneimittel, das von der Weltgesundheitsorganisation als unentbehrlich klassifiziert wird, ist dies nicht akzeptabel. Die Pille danach ist in einigen Fällen die letzte (medikamentöse) Option, um eine ungewollte Schwangerschaft noch zu verhindern.
Betroffene müssen
In der Realität sind diese Voraussetzungen nicht hinreichend gegeben.
Denn laut YouGov ist die Pille danach nur 29 % der Betroffenen bekannt, 73 % wissen nicht, dass man sie rezeptfrei in der Apotheke erhalten kann, und 49 % glauben, es handele sich um eine Abtreibungspille. Diese Zahlen belegen, dass ein erheblicher Anteil der Bevölkerung durch die aktuell genutzten Kommunikationskanäle nicht ausreichend erreicht wird. 62 % der Befragten bestätigen sogar, dass Produktwerbung durch Hersteller ungeplante Schwangerschaften verhindern kann1.
Mit der Aufhebung des Werbeverbots ließen sich das Wissen und Vertrauen steigern und der Zugang zu niedrigschwelligen Informationen ermöglichen. Informationen, die essenziell sind bei einer Entscheidungsfindung, die den Körper und die Zukunft von Frauen und Mädchen betrifft. Die Befürchtung vor einem Missbrauch des Produkts, mit der 2015 das Werbeverbot für die Pille danach begründet wurde, wird durch Daten aus dem europäischen Ausland widerlegt2.
Die Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag versprochen, die Selbstbestimmungsrechte von Frauen zu stärken. Mit der Streichung des im Heilmittelwerbegesetz verankerten Halbsatzes zum Werbeverbot für Notfallkontrazeptiva können Sie nicht nur Frauen in ihrer reproduktiven Selbstbestimmung stärken, sondern leisten Sie außerdem einen wichtigen Beitrag für die Informationsfreiheit und Chancengleichheit von Frauen in ganz Deutschland. Es liegt in unser aller Verantwortung, Frauen zu ermächtigen und ihr Recht auf Unabhängigkeit gesetzlich festzuschreiben.
Deshalb fordern wir: Heben Sie noch in dieser Wahlperiode das Werbeverbot für die Pille danach auf. Lassen Sie uns gemeinsam Worte und Wege finden, damit dieses Medikament verstanden werden kann!
Setzt Euch mit uns für eine uneingeschränkte Kommunikation über Notfallverhütungsmittel und die Streichung des Werbeverbots ein und teilt diese Initiative unter dem Hashtag #nurwennichesweiss!
Ihr wollt mehr über das Werbeverbot erfahren? Dann schaut doch hier vorbei!